Die Clemensschwestern
Die „Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern von der Allerheiligsten Jungfrau und schmerzhaften Mutter Maria“ (Im folgenden Text wird verkürzend der im Volksmund gebräuchliche Begriff ‚Clemensschwestern‘ verwendet)
Krankenhäuser oder, wie man seinerzeit sagte, ‚Krankenanstalten‘, kamen ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Bis zu diesem Zeitpunkt, und das galt natürlich auch für Varel, fristeten Kranke ein elendes Dasein. Entweder entbehrten sie jeglicher Pflege oder wurden notdürftig von Angehörigen betreut.
Eine Linderung der unhaltbaren Zustände ging von katholischer Seite aus. Das Mutterhaus der Clemensschwestern in Münster stellte bereitwillig zwei Schwestern zur Verfügung. „Die Clemensschwestern waren eine auf Krankenversorgung spezialisierte Gemeinschaft, die 1808 gegründet wurde. Seit 1820 wurden die Schwestern im Münsteraner Clemenshospital eingesetzt, ab 1840 wirkten sie auch außerhalb von Münster. 1858 waren mehr als 200 Schwestern an 43 Standorten in der Krankenpflege tätig.“ 1) In diesem Zusammenhang war es ein Glücksfall für unsere Stadt, dass am 24. Juni 1863 „die würdige Mutter Helena mit den Schwestern Charitas Baumann und Ludmilla Burgholz in Varel eintrafen, …“ 2)
„Die Weisungen ihres Ordens heißen Gehorsam, Armut, Ehelosigkeit, Barmherzigkeit und liebevolle Zuwendung zum Nächsten“ 3) und so standen dann auch die Patienten ganz im Mittelpunkt des Lebens der Schwestern.
Sie begannen ihre segensreiche Tätigkeit in einem kleinen gemieteten Häuschen an der jetzigen Bahnhofstraße. „Das Haus war einstöckig, nicht unterkellert. Das Wasser lieferte eine Pumpe im Nachbargarten. Küche, ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer, das waren die Räumlichkeiten. Der erste Kranke, der Aufnahme fand, war ein Mann namens Potthast, er war an Typhus erkrankt.“ 4)
Dass sich das katholische Krankenhaus in einer vornehmlich evangelischen Gemeinde etablieren konnte, lässt sich an der damaligen ständigen Expansion dieser Einrichtung ablesen. Im Jahr 1870 beschloss die Leitung „den ersten Umzug … und kaufte ein Haus in der Neuen Straße.“ 3) „24 Betten wies das Krankenhaus nun auf, das in eine Stiftung unter Führung eines Kuratoriums umgewandelt worden war.“ 5)
„Ein Beispiel für ihr aufopferungsvolles Wirken gaben die Clemensschwestern in den 1880er Jahren während einer Pockenepidemie. Zwei der Ordensfrauen schlossen sich mit den Kranken im so genannten Brauerschen Gartenhaus in der Nähe des Panzenberges ein, das als Isolierstation diente. Die Türen wurden vermauert und das Essen durch die Fenster gereicht. 1887 war auch das Haus in der Neuen Straße zu klein geworden und ein Jahr später wurde das Krankenhaus an der heutigen Stelle errichtet.“ 6)
Der ehemalige Verwaltungsleiter Friebe illustriert das Wirken des Ordens anlässlich der Hundertjahrfeier unseres Krankenhauses im Jahr 1988 in folgender Weise: „‘Ohne die Clemensschwestern gäbe es kein St. Johannes Stift ‘. Sie hätten unter schwierigsten Bedingungen das Krankenhaus aufgebaut und es auch in schweren Zeiten wie im zweiten Weltkrieg nicht im Stich gelassen. Friebe erinnert an Schwester Ludgara, die damals mit Pferd und Wagen über Land fuhr, um Kartoffeln für das Krankenhaus zu erbetteln.“ 7)
„Die Clemensschwestern waren während des 2. Weltkrieges nicht nur für Kranke da, auch manchem Juden oder jüdischer Familie wurde unter dem Einsatz des eigenen Lebens geholfen. Das war der selbstlosen Arbeit der Schwestern und dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zu verdanken.“ 8)
Und so heißt es in der Jubiläumsschrift von 2013 weiterhin: „Seit 150 Jahren gibt es Clemens-schwestern in Varel. Die Zahl stieg zwischenzeitlich von 2 auf 31 Ordensschwestern an.“ 9)
Im Jahr 2015 hatte sich die Anzahl der Ordensschwestern dann schon erheblich reduziert.
Leider ist die Geschichte der Clemensschwestern in Varel im Jahr 2024 zu Ende gegangen. Das folgende Foto entstammt dem Verabschiedungsgottesdienst für die letzten drei Ordensschwestern, die Varel im Februar des Jahres Varel verlassen haben um in ihr Mutterhaus zurückzukehren.
In einem Artikel des Gemeinnützigen vom 26.01.2024 heißt es zu diesem Abschied:
Die letzten drei Clemensschwestern werden Anfang Februar in Varel verabschiedet. Damit endet die 160-jährige Krankenhausseelsorge des Ordens am Hospital.
Varel - Vor gut 160 Jahren sind die ersten Clemensschwestern, die Barmherzigen Schwestern von Münster, von ihrer Gemeinschaft gesandt worden, um das St.-Johannes-Hospital in Varel mit aufzubauen. „Seitdem waren viele Schwestern hier in den verschiedensten Bereichen tätig“, wissen die Verantwortlichen aus dem Pfarramt von St. Bonifatius zu berichten. Aktuell engagieren sich die Schwestern Hanna Ossege, M. Benediktine und Ruth Hoffmann in Varel und bringen es gemeinsam „auf 60 Jahre Leben und Wirken in Varel“. Doch im Februar werden die Schwestern das Hospital nun verlassen.
Wie berichtet, hatte Generaloberin Schwester Gisela Maria Manders bereits im Dezember auf Nachfrage mitgeteilt, dass die drei Schwestern aufgrund des fortgeschrittenen Alters – sie sind zwischen 75 und 87 Jahre alt - die körperlich anstrengende Arbeit in Varel nicht mehr fortführen können. Zwei von ihnen werden nach Münster ziehen und eine nach Dülmen, wo der Orden ihnen einen angenehmen Lebensabend ermöglichen möchte.
Die drei Nonnen waren aus ihrem kleinen Konvent heraus für die Krankenhausseelsorge in Varel zuständig. Sie besuchten unter anderem Patienten, reichten auf einer Station das Essen und begleiteten Sterbende. Sie alle schauen mit großer Dankbarkeit auf die lange Zeit in Varel, so die Generaloberin.
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150 Jahre St. Johannes Hospital, 2013, Seite 15
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Kirche und Leben, Ausgabe Nr. 22, „Von der Bevölkerung dankbarst anerkannt“, 29. 05.1988
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NWZ/Vareler Anzeiger, Ausgabe Nr. 145, 24.06.1988
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Kirche und Leben, ebenda, 29.05.1988
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NWZ/Vareler Anzeiger, Ausgabe Nr. 145, 24.06.1988
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NWZ/Vareler Anzeiger, Ausgabe Nr. 145, 24.06.1988
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NWZ/Vareler Anzeiger, Ausgabe Nr. 145, 24.06.1988
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150 Jahre St. Johannes Hospital, ebenda, Seite 41
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150 Jahre St. Johannes Hospital, ebenda, Seite 41