Grabstein 27

Grabstein 27 - Grabsteininschriften

Grabsteininschrift Vorderseite

CATHARINE

MARGARETHE HEGELER

GEB: ONCKEN

GEBOREN DEN 28TEN JANUAR 1806

VEREHELICHT DEN 30TEN NOVEMBER

1824

GESTORBEN DEN 15TEN MAERZ

1837

Grabsteininschrift Rückseite

CATHARINE HEGELER

ERWARTET IN JENER WELT

WO KEINE TRENNUNG MEHR IST

IHREN GELIEBTEN FREUND

UND MANN

DEN SIE SO UNAUSSPRECHLICH

BEGLÜCKTE

UND DER SIE SO SEHR LIEBT

BLICKE SEGNEND HERAB

O DU MEINE TINE

AUF UNSERE KINDER

DASS SIE DIR

IHRER VORTREFFLICHEN MUTTER

ÄHNLICH WERDEN

IN ALLEM GUTEN


Biografische Hinweise zu Catharine Margarethe Hegeler

Catharine Margarethe Hegeler, geb. Oncken (28.1.1806 – 15.3.1837) kam in Steinhausen zur Welt. Ihr Ehemann, Conrad Heinrich Hegeler, geb. in Oldenburg (4.9.1798 – 5.9.1865) war ein Vareler Kaufmann. Bezüglich der Herkunft von Catharine Margarethe werden im Ortsfamilienbuch Varel keine Angaben zur Mutter gemacht. Lediglich der Vater, der Steinhausener Hausmann, Johann Wilhelm Oncken (1770 Waddewarden – 1795 Zetel) wird erwähnt. Heutzutage würde man einen Hausmann als einen auf eigenem Land wirtschaftenden Landwirt bezeichnen. Es ist denkbar, dass Catharine Margarethe das uneheliche Kind einer Magd ist, das Johann Wilhelm Oncken als leiblicher Vater angenommen hat.1) Der Liebe zwischen Catharine Margarethe und Conrad Heinrich Hegeler hat dieser Umstand keinen Abbruch getan, wie wir aus den wunderbaren Worten an der Rückseite des Grabmals entnehmen können.

Catharine Margarethe und Conrad Heinrich hatten 3 Kinder, von denen der Erstgeborene, Hermann Wilhelm (25.7.1827 – 29.6.1870) ebenfalls als Kaufmann in Varel wirkte und mit seiner Ehefrau, Marie Louise Onken, fünf Kindern das Leben schenkte.

  1. Ortsfamilienbuch Varel, Datenerhebung: Annemarie Schrage, Buchstabe H

Die äußere Gestaltung des Grabsteins Nummer 27

An dieser Stelle fällt unser Blick auf ein klassizistisches Grabmal in Reinkultur. Im unteren Teil sehen wir einen in Linienführung und Gliederung streng gestalteten ‚Cippus‘, also einen Sockel bzw. Steinquader und eine darauf befindliche Urne vor uns.

Auf der Vorderseite befinden sich die familienbezogenen Inschriften, während auf der Rückseite eine entzückende Widmung des hinterbliebenen Ehemanns unsere Bewunderung findet. Dieser anrührende Text ist nicht von barocker Gottesfürchtigkeit inspiriert, sondert feiert den Menschen, der von der Aufklärung als einzigartiges Individuum verstanden wird.

Ein weiteres klassizistisches Merkmal sind die Akroterien, die die Ecken des Cippus zieren.


Auch mit der aufgesetzten Urne wurde an antikes Formenvokabular angeknüpft. „Die Urne ist sicherlich eines der weitverbreitetsten sepulkralen (begräbniskulturellen, Anm. d. Verf.) Symbole des 18. Und 19. Jahrhunderts. Als Anspielung auf Vergänglichkeit und Tod war die Urne ein beliebtes Motiv in Dichtung und Malerei.“1)

Bei näherer Beschäftigung mit der historischen Beerdigungsthematik stellen wir fest, dass der Grabstein 27 auf dem Vareler Friedhof sein Vorbild in der ersten Grablegung des französischen Philosophen Jean Jaques Rousseau findet. Es ist bemerkenswert, wie Nachahmungen bestimmter Prominentengräber sich über ganz Europa verbreitet haben.

Link zu paris-blog - 1. Das Grab Rousseaus auf der Île des peupliers

Quellenangaben:

  1. Grabkultur in Deutschland, ebenda, Seite 58/59

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