Präses des Lettischen Komitees: Julijs Bumanis

Präses des Lettischen Komitees: Julijs Bumanis


Auffälligste Persönlichkeit in der Gruppe der lettischen Bewohner*innen des Altersheimes Julijs Bumanis.

Er wurde am 13. November 1886 in Aloja, einem Städtchen im Norden von Lettland, geboren und war evangelischlutherisch getauft. Er besuchte die Stadtschule von Aloja, anschließend ergriff er den Beruf des Lehrers. Im August 1910 heiratete er Emilija, geborene Briedis, geboren am 10. Dezember 1886 ebenfalls in Aloja. Das Paar hatte eine Tochter: Daina, geboren am 28. Januar 1919 in Bauni (Lettland).


Julijs Bumanis trat im August 1916 in die Armee des russischen Zarenreiches ein und diente im Reservebataillon der lettischen Schützen. Später absolvierte er eine Militärschule in Moskau.

Nach dem Ende des Zarenreiches wurde er am 29. Mai 1919 in die lettische Armee eingezogen und nahm bis zum Ende des Unabhängigkeitskampfes an zahlreichen Kämpfen teil.

Die dreiköpfige Familie durchläuft in Deutschland verschiedene Stationen, bis ihre Reise am 21. März 1950 im Vareler Altenheim ihr Ende findet.

Julijs Bumanis wurde Präses des Lettisches National-Komitees im Vareler Altersheim und leitete dort auch den Lettischen gemischten Chor. Im Heim gründete sich am 13. April 1950 eine Ortsgruppe des 1945 entstandenen nationalistischen lettischen Vereins „Daugavas Vanagi“ (deutsch: „Dünafalken“), die Vareler Ortsgruppe leitete Julijs Bumani. Die Vareler „Düna-Falken“ feierten 1960 im „Simeon und Hanna“ ihr zehnjähriges Bestehen.

Die lokale Presse schrieb:

Bei den Dünafalken handelte es sich um einen Hilfsverband für ehemalige Kriegsteilnehmer und ihre Familienangehörigen. Mitglieder waren insbesondere die ehemaligen Angehörigen der „Lettischen Legion“, die in Uniformen der Waffen-SS auf deutscher Seite gegen die sowjetische Rote Armee kämpften. Die Rolle der „Lettischen Legion“ und ihre mögliche Beteiligung an deutschen Verbrechen im Baltikum gegen Partisanen und vor allem die jüdische Bevölkerung sind unter Historikern bis heute umstritten. Kritiker stufen die „Düna Falken“ daher gelegentlich in eine Kategorie ein mit der deutschen „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG), in der deutsche SS-Angehörige „alte Kameradschaft“ pflegten.

Schon im Mai 1950 konnte die Tochter Daina über Bremerhaven mit dem Schiff in die USA emigrieren. Sie heiratete dort im August 1950 einen ebenfalls emigrierten lettischen Landsmann (Jekabs Bierznike). Die Eltern erhielten keine Visa zur Auswanderung in die USA. Sie blieben im Altersheim in Varel. Am 3. September 1959 erfolgte der Umzug des Ehepaares in das „Simeon und Hanna“ und im August 1960 feierte Julijs Bumanis mit seiner Ehfrau Emilija dort gemeinsam die Goldene Hochzeit. Julijs Bumanis verstarb in Varel am 11. Juli 1961 im Alter von 74 Jahren. Er wurde am 14. Juli 1961 auf dem evangelischen Friedhof in Varel bestattet, sein Grabstein ist erhalten.


Seine Witwe Emilija konnte 1962 ihrer Tochter in die USA folgen, lebte zuletzt in Pomona (Los Angeles, Kalifornien) und verstarb dort am 17. November 1977 im Alter von 90 Jahren. Ihre Lebensdaten finden sich auch auf dem Grabstein ihres Mannes in Varel.

Die Tochter Daina verstarb ebenfalls in Kalifornien am 24. Juni 1995 im Alter von 76 Jahren.

Quellenangabe:

(Auszüge aus: „Das ‚Altenheim für heimatlose Ausländer‘ in Varel 1950 bis 1959, Holger Frerichs, Isensee Verlag, Oldenburg 2023)

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